Xylit und Hunde

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Xylit (Xylitol) ist ein 5-wertiger Zuckerakohol, der in verschiedenen Gemüsesorten, Früchten und Bäumen vorkommt. Er hat ähnliche Süßkraft wie Saccharose, aber nur die Hälfte an Kalorien und findet daher als Zuckeraustauschstoff zunehmend Verwendung in der Humanernährung. Auf Grund der kariesprotektiven Wirkung ist er zudem oft Bestandteil von Zahnpasten, „zuckerfreien" Kaugummis und Pastillen (Inhaltsdeklarierung E 976). Selbst manche Globuli aus der Humanhomöopathie sind auf Xylit-Basis (!). Da Xylit für den Menschen per se nicht giftig ist, erhält man auch die Reinsubstanz als „Birkenzucker" in Reformhäusern und Supermärkten. Somit wird Xylit nicht nur von der Industrie, sondern zunehmend auch in den Küchen gesundheitsbewusster KuchenbäckerInnen verwendet.

Doch Vorsicht: Xylit ist toxisch für Hunde, Frettchen, Kaninchen, Kühe und Ziegen. 

 Toxisches Prinzip oder warum ist Xylit für Hunde giftig?

Bei Hunden bewirkt Xylitol einen

  • schnellen Insulinanstieg und dementsprechend einen Abfall der Blutglukose.
  • Eine potentielle Leberzellnekrose beruhend auf 2 Mechanismen:
    • Zwischenprodukte erschöpfen u.a. die zellulären ATP (Adenosintriphosphat) Reserven, ohne die der Leberzellstoffwechsel nicht möglich ist.
    • Beim Xylitlabbau fallen reaktive Sauerstoffverbindungen an, die die Zellmembran schädigen.

Beides führt zu Zellnekrosen, Absterben von Leberzellen und letztendlich Leberversagen. 

Toxische Dosis oder welche Menge ist giftig?

 Bereits Mengen ab 0.1 g Xylitol/kg Körpergewichtkönnen beim Hund zu einer Hypoglykämie führen. Das heißt, bei einem z.B. 20 kg schweren Hund reichen 2 Gramm (!) - das entspricht einer Messerspitze. Mengen ab 0.5 g Xylitol/kg Körpergewicht können ein akutes Leberversagen auslösen.

Latenz oder wie schnell tritt die Vergiftung ein? 

Der Insulinanstieg beginnt in etwa 20 Minuten nach Aufnahme und erreicht seinen Peak nach ca. 45 Minuten (abhängig vom Produkt, der individuellen Insulinsekretion und der Dosis). Dementsprechend sinkt der Blutzuckerspiegel und erreicht seinen Tiefpunkt nach ca. 1 Stunde. Die Latenz des Leberversagens kann bis zu 3 Tage betragen. 

Symptome oder was passiert mit meinem Hund? 

Apathie, Schwäche, Ataxie, Desorientierung, Somnolenz, Koma, Stupor (Starrezustand), Seitenlage, Zittern, epileptiforme Anfälle. 

Notfallmaßnahmen, was muss jetzt getan werden: 

 Wenn der Hund den (mit Xylit gesüßten) Geburtstagskuchen verspeist hat, sofort den Tierarzt anrufen, den Vergiftungsfall ankündigen und sich auf den Weg machen. Als Überbrückungsmaßnahme kann dem Tier Zuckerwasser, oder Honig verabreicht werden. Aktivkohle ist wenig wirkungs- und sinnvoll.

  • Emesis, solange noch keine klinischen Symptome vorliegen und der Patient bei Bewusstsein ist. Anm.: Auch wenn Zucker zum guten Teil über die Schleimhäute resorbiert wird, ist beim Schlingverhalten unserer Hunde das Herbeiführen des Erbrechens innerhalb der ersten Stunde post dirigentes sinnvoll.
  • Bestimmung des Blutzuckerspiegels, Blutbild, Leberenzyme.

Je nach Ausmaß der Hypoglykämie:

  • Verabreichung eines Glukose-Bolus: 1.0 ml/kg Körpergewicht einer 50%ige Glukoselösung (0.5 g/kg), 1:2 verdünnt in einer Elektrolytlösungen, langsam i.v. oder
  • konzentrierte Glukoselösung auf Mundschleimhaut streichen.
  • Nach der Bolusgabe: 2.5%ige oder 5%ige Glukoseinfusion mit konstanter Geschwindigkeitsrate, zur Erhaltung einen normalen Glukose-Spiegels.
  • Monitoring der Blutwerte.

 Quelle: VMU Wien

 Die gute Nachricht am Schluß: Katzen vertragen Xylitol ähnlich gut wie der Mensch.

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